Mit dem Projekt „miteinander“ versuchen wir Missverständnisse in unserer Gesellschaft auszuräumen. Dazu hören wir uns z.B. die Probleme von Immigranten an um uns in deren Lage versetzen zu können. Oder reden mit alten Menschen um uns vorstellen zu können wie diese den modernen Alltag erleben, …
Diese Erfahrungen versuchen wir dann in Worte zu fassen und hier aufzulisten. Um so ein Verständnis und eine Kommunikation in unserer bunten Gesellschaft zu erzeugen.
Auch sie können uns ihre Erfahrung mitteilen, sie können den Fragebogen beantworten! So können wir uns in ihre Lage versetzten und sie verstehen. Dies wird dann hier anonym mit aufgelistet, so dass letztendlich Missverständnisse ausgeräumt werden können.


Ekrem

Ekrem, in Deutschland geboren aber türkischer Abstammung:

Wie gefällt es dir hier allgemein/fühlst du dich wohl?
– Ja ich fühle mich hier zuhause und super wohl, jedoch nicht von allen Mitmenschen akzeptiert.

Mit welchen Vorurteilen musst du kämpfen?
– Das ich nicht arbeiten wollte und nur Staatsgelder abkassieren möchte! Das ich den Leuten den Job klauen könnte! Das ich gefährlich bin, …

Was war dein Bestes und was dein schlimmstes Erlebnis hier?
– Als ich mein Abitur geschafft habe und ich mich von meinen Mitschülern richtig akzeptiert habe, und als ich mit meiner Fußballmannschaft aufgestiegen bin. Schlimm sind die wöchentlichen Versuche mal in einen Nachtclub zu kommen und die vielen Jobabsagen.

Welche Missverständnisse hast du hier erlebt?
– Das wir genauso in der Gesellschaft leben wollen und teilhaben wollen. Stattdessen werden wir als Außenseiter und Staatsfeinde angesehen.

Was schätzt du am meisten hier?
– Ich schätze die Bildung, die Jobperspektive und ich glaube und hoffe auf ein gutes Zusammenleben, den die Deutschen sind im Grunde hilfsbereite und nette Menschen.

Was fehlt dir?
– Das hektische und chaotische Leben aus der Heimat meiner Eltern. Ach und das gute Wetter.

Was erwünscht du dir von den Leuten und dem Land?
– Das wir akzeptiert werden als Teil von Deutschland, so dass wir zeigen können das wir auch etwas können und dieses Land voran bringen, den ich bin Deutscher.

Was glaubst du können wir voneinander lernen?
– Toleranz.

Fazit: Ekrem spricht perfektes Deutsch mit mehr regionalem Dialekt wie manch Deutscher ohne Migrationshintergrund. Er ist aufgeschlossen und hat es verdient von diesem Land akzeptiert zu werden. Er hat es verdient einen guten Job zu bekommen, mehr wie manch Anderer, den er hatte es immer schwerer und hat trotzdem nicht den Kopf in den Sand gesteckt. Und er ist bereit für ein gemeinsames Deutschland. Wir sollten uns mal in seine Lage versetzen wie schwer und wie demotivierend so eine Lage seien kann, dann würden wir zu der Feststellung kommen das er die gleiche Chance wie jeder andere verdient hat, er gleich behandelt werden muss!


Ramin

Ramin kommt aus dem Iran, einem Land mit totalitärer Diktatur, ein Land ohne jede Freiheit. Er ist zum studieren nach Deutschland gekommen und spricht bis jetzt kein Deutsch, ist aber dabei dies zu lernen. Dafür spricht er aber Englisch, Russisch und natürlich seine Muttersprache persisch. Er sagt über sich das er seine Religion nicht mit aller Ernsthaftigkeit ausübt, jedoch vollsten Respekt von jeder Religion hat und vor allem vor allen menschlichen Rechten.

Wie gefällt es dir hier allgemein/fühlst du dich wohl?
– Ich danke dem Deutschen Volk, dass es mir das studieren hier an einer guten Universität durch ein Stipendium erst ermöglicht hat.

Wie wirst du von den Leuten akzeptiert?
– Ich lebe in einem Studentenwohnheim, trotzdem konnte ich leider in den ersten 6 Monaten keine Deutschen Freunde in dem Wohnheim finden. Was natürlich durch die Sprache bedingt ist. Mit den Leuten aus meinem Studiengang habe ich immer mehr Kontakt.
Aber ehrlich gesagt denke ich, dass viele Deutsche denken das wir von einem Dritte Welt Land kommen und wir nicht denselben kulturellen und sozialen Level haben können. Es fühlt sich oft so an als ob sie von oben auf einen herunterschauen (vielleicht liegt das an der Kultur hier), dennoch ist es nicht leicht, vielleicht liegt es auch daran das wir Iraner den Türken sehr ähnlich sind und so gleich wieder mit Vorurteilen behandelt werden.

Mit welchen Vorurteilen musst du kämpfen?
-Ich muss andauernd erklären das ich keiner extremen Religion nacheifern, das ich nichts mit dem Iranischen Regime zu tun habe, etc. Man sollte hier einfach mal sagen, dass dies was die Iranische Regierung macht nichts mit den Leuten dort zu tun hat und das es einen riesen Unterschied zwischen Politik und der Einstellung der Leute gibt.

Was war dein bestes und was dein schlimmstes Erlebnis hier?
– Ich habe viele schöne Dinge hier erlebt, ich finde es nur schade das ich noch nicht viele Deutsche Freunde gefunden habe. Hoffentlich wird dies besser wenn mein Deutsch besser wird.

Welche Missverständnisse hast du hier erlebt?
– Die meisten Missverständnisse beruhen auf meinem Erscheinen da mein gleich in eine Schublade gesteckt wird und der politischen Situation in meinem Land.

Was schätzt du am meisten hier?
– Ich fühle mich wohl in meiner Universität und ich weiß die Freiheit in diesem Land wirklich wertzuschätzen.

Was fehlt dir hier?
– Meine Familie und meine Frau, sie ist aus der Ukraine und wir leben weit voneinander entfernt, ich vermisse sie wirklich sehr.

Was erwünscht du dir von den Leuten und dem Land?
– Ich wünschte mir, dass die Leute hier sich mehr über die politische Situation in meinem Land im Klaren wären. Über iranische Studenten welche für eine Demokratie und mehr Freiheit kämpfen. Desweiteren das sich die westlichen Medien mehr mit diesem Themen beschäftigen, vor allem mit den Iranischem Volk und nicht nur der Politik des Regimes. Den es gibt eine starke Gegenbewegung im Iran und diese Leute brauchen die moralische Unterstützung von außen. Von dieser Bewegung hört man hier leider Garnichts, was das Iranische Volk mitbekommt, da wir Internet und alles haben, wir sind auf einem hohen technischen Niveau.

Was glaubst du können wir voneinander lernen?
– Ein friedliches Zusammenleben

Fazit: Ramin ist ein sehr aufgeschlossener junger Man, der schon viel rumgekommen ist und viele verschiedene Kulturen erlebt hat, er ist dennoch stark mit seiner Heimat verbunden. Er kann die Situation von hier sehr gut einschätzen, viele seiner Antworten zeigen uns worüber wir einmal nachdenken sollten, z.B. Berichterstattung in den Medien. Wir glauben das er seinen Weg in diesem Land machen wird, er ist mit viel Eifer daran Deutsch zu lernen und ist willig sich für diese Land einzusetzen, was höchste Anerkennung verlangt, da er erst seit kurzem hier ist.


Hadmut

Hadmut ist ein nun schon über 80 Jahre alter Rentner, der in der Zeit des zweiten Weltkrieges aufgewachsen ist und das Land zu dem heutigen mit aufgebaut hat.

Wie gefällt es dir hier allgemein/fühlst du dich wohl?
– Ich liebe das Leben hier, ich bin zu schlimmen Zeiten in diesem Land aufgewachsen und bin Stolz auf das was daraus geworden ist.

Wie werden deiner Meinung nach alte Menschen wahrgenommen?
– Als Hürde der Gesellschaft, als Hinkebein was leider mitgeschleift werden muss. So nimmt uns die Politik und die Wirtschaft war, unter uns Mitmenschen fühle ich mich wohl. Wenn ich auch mit der modernen Zeit und dem Internet nicht so recht viel mit anzufangen weiß.

Was war dein bestes und was dein schlimmstes Erlebnis hier?
– Der Zweite Weltkrieg war sicher das Schlimmste. Eine tolle Zeit war die des Wirtschaftsaufschwungs, als die Leute sich auf jeden Tag freuten und jeder das Gefühl hatte gebraucht zu werden.

Was schätzt du am meisten hier?
– Das soziale System, ohne diesem wäre das Leben im Alter bei weitem nicht so lebenswert.

Was fehlt dir momentan?
– Die gute alte Zeit. Es wird alles immer hektischer und schneller und keiner hat mehr Zeit füreinander.

Was erwünscht du dir von den Leuten und dem Land?
– Dass sich die Leute wieder etwas Zeit zur Besinnung nehmen. Die Familie mehr zu schätzen wissen und das die Generationen mehr Kontakt miteinander haben. Von der Politik und Medien wünsche ich mir, dass der Mensch wieder mehr in den Mittelpunkt gerät!

Was glaubst du können wir von den älteren Menschen im Land lernen?
– Wir haben viel Erfahrung die wir gerne weitergeben würden, also ich zumindest, aber dazu müssen uns die jungen erstmal zuhören und auch richtig hinhören.

Fazit: Hadmut hat viel erlebt und redet wenn er von der alten Zeit spricht mit viel Stolz davon. Er konnte/kann sich mit dem Land identifizieren. Es wäre schön wenn dies jeder tun könnte, dazu müsste die Politik wie er richtig sagt menschennäher werden. Auch der Alltag stressfreier werden damit wir wieder Zeit zum nachdenken haben. Die Gesellschaft selbst sollte den „alten“ ruhig mal zuhören, dann könnten wir uns vielleicht so einiges Leid ersparen. Es muss ja nicht jede Generation die gleichen Fehler machen!
Zudem sollten wir den alten Menschen unter uns mehr zur Hilfe stehen, da in die modernen Welt vieles über das Internet verläuft und dies nicht für jeden so leicht zu verstehen ist. Gegenseitiges zuhören und unter die Arme greifen würde allen weiterhelfen.


Nahla

Nahla kommt aus dem Libanon und ist zum studieren nach Deutschland gekommen. Ihren Bachelor machte sie in der Hauptstadt des Libanons Beirut, sie ist nicht nach Deutschland gekommen um eine bessere Ausbildung zu bekommen sondern um eine sichere und bessere Zukunft vor sich zu haben.

Wie gefällt es dir hier, fühlst du dich wohl?
Ich kann nicht sagen, dass es mir hier nicht gefällt. Ich weis es sehr wohl die vielen Chancen hier wertzuschätzen. Genauso finde ich es interessant mich in eine neue Gesellschaft einzuleben. Ich fühle mich hier sehr ausgeruht und entspannt, ich habe ein ruhiges Leben, dass ist wohl das Neueste woran ich mich erstmal gewönnen muss.

Wie wirst du von den Leuten akzeptiert?
Im allgemeinen recht gut, die meisten Deutschen sind sehr hilfreich.

Mit welchen Vorurteilen must du kämpfen?
Viele Menschen hier sagen ein Araber, in einem stark ängstlichen Unterton. Diese Menschen haben eine vollkommen falsche Meinung gegenüber arabischen Menschen, diese Menschen sehen dann ganz verwundert zu wie gleich wir doch sind und wie gut wir uns hier einleben können.

Was war dein Bestes und was dein Schlimmstes Erlebnis hier?
Die besten Erfahrungen: Die Vielfältigkeit wie z.B. Oper, Jazz, Soul, allgemein Kultur, Bars mit verschiedenen Stilen. Das ist im Libanon nicht so selbstverständlich.

Schlechte Erfahrungen: Das Wetter, es ist nicht so leicht sich an Schnee und die Kälte im Winter zu gewönnen.

Welche Missverständnisse hast du hier erlebt?
Religiöse. Für viele hier ist es erstaunlich, dass es auch Christen aus arabischen Ländern gibt. Ein jeder wird mit Vorurteilen sofort in eine Schublade geschoben.

Was fehlt dir hier?
Das Zusammenleben der Menschen hier ist etwas oberflächlich, man kann die Kälte spüren.

Was glaubst du können wir voneinander lernen?:
Eine gemischte Gesellschaft ist allgemein eine gute Chance Erfahrungen zu machen, für die Einwanderer aber auch für die Bürger hier. Um zu lernen, dass man einen jeden akzeptieren muss wie er ist und um allen gleich gegenüber zu begegnen.

Wie sehr siehst du Deutschland als deine Heimat an?
Ich denke die Zeit wird diese Frage beantworteten. Ich vermisse den Libanon wirklich stark, ich werde dort auch hinfliegen um meine Familie und Freunde zu besuchen. Aber ich kann hier eine sichere Zukunft und ein sicheres Leben haben, ich denke dies wird mit der Zeit immer mehr wert werden und der Rest wird sich von selbst ergeben.

Fazit: Nahla versucht noch ihre Rolle in diesem Land zu finden. Sie ist noch hin und hergerissen mit dem Leben in ihrer Heimat und hier aber doch freut sie sich auf die Zukunft. Aber sie kämpft für ein besseres Ansehen von arabischen Menschen in diesem Land, den diese haben wirklich mit extrem vielen Vorurteilen zu kämpfen, welche meist überhaupt nicht begründet sind.
(Namen wurden aus Anonymitätsgründen verändert)

2 Gedanken zu “Miteinander

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